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Warum wir nicht einfach „so sind, wie wir sind“


Mir begegnen oft Menschen, die glauben, sie seien einfach „so, wie sie sind“ und glauben, dass sie immer so sein werden oder sie erleben andere Menschen und schließen aus diesem situativen Verhalten daraus, dass diese sich immer so Verhalten werden, wie sie es gerade erleben.


Diese Vorstellung kann dazu führen, dass wir uns selbst und andere in Schubladen stecken und diese fest verschließen. Doch die Realität ist weitaus dynamischer und sie ermöglicht uns, wenn wir uns diesen Mechanismus klarmachen, spannende, interessante und facettenreiche Begegnungen mit uns und anderen.


In meinem letzten Artikel habe ich darüber gesprochen, wie unser Selbstkonzept veränderbar ist und wie das Two-Loop-Modell diesen Wandel veranschaulichen kann. Heute möchte ich darauf eingehen, warum unser Verhalten stark kontextabhängig ist und wie wir uns verändern können, wenn wir es wirklich wollen.


Wie bereits in meinem vorherigen Artikel beschrieben, ist unser Selbstkonzept – das Bild, das wir von uns selbst haben – nicht festgelegt. Es kann sich durch den bewussten Umgang mit unseren Erfahrungen und Erkenntnissen weiterentwickeln.


Was ich immer wieder erlebe, ist, dass Menschen oft nicht erkennen, wie stark ihr Verhalten vom Kontext beeinflusst wird. Wir sind nicht einfach „so, wie wir sind“; unser Verhalten verändert sich je nach Situation und Umgebung.


  • Situative Einflüsse: In verschiedenen Kontexten verhalten sich Menschen oft anders. Ein Mensch, der in einem stressigen Umfeld zurückhaltend wirkt, kann in einer entspannten Umgebung ganz anders auftreten.
  • Rollen und Erwartungen: Je nach sozialer Rolle, sei es als Elternteil, Kollege oder Freund, zeigen wir unterschiedliche Facetten unseres Verhaltens. Diese Rollen und das Verständnis von diesen Rollen prägen, wie wir uns selbst sehen und wie wir uns verhalten.


Obwohl Motivation nicht der einzige Faktor ist, spielt sie eine wesentliche Rolle, wenn es darum geht, Veränderungen zu ermöglichen. Ein klares Ziel oder ein Wunsch kann der notwendige Antrieb sein, um Veränderungsprozesse zu starten. Manchmal ist es auch der Gedanke, so wie jetzt kann es nicht bleiben, ebenfalls ein Start in einen Veränderungsprozess, auch, wenn uns das Ziel noch nicht klar ist.


Das Verständnis, dass unser Verhalten kontextabhängig ist und unser Selbstkonzept veränderbar, ergänzt sich mit der Erkenntnis, dass Motivation eine Rolle spielt. Hier sind einige praktische Tipps, um diese Erkenntnisse zu nutzen:


  • Selbstreflexion und Zielsetzung: Ein guter Einstieg in diese Reflexion kann die Beantwortung der Frage sein: Wenn die jetzige Situation nicht mehr zufriedenstellend ist, was wäre stattdessen besser? Wie stelle ich mir mein Leben und meine Beziehungen vor, wenn es nicht mehr so, wie es aktuell ist.
  • Anpassungsfähigkeit: Sei dir bewusst, dass deine Verhaltensweisen und Überzeugungen flexibel sind und sich je nach Kontext ändern können und du die Möglichkeit hast, das aktiv zu beeinflussen, sogar zu entscheiden. Nutze unterschiedliche Kontexte, um neue Perspektiven zu gewinnen und dein Verhalten zu erleben und zu verstehen, um es dann ggf. auf neue Kontexte anzuwenden.
  • Empathie und Verständnis: Verstehe, dass auch das Verhalten anderer durch den Kontext beeinflusst wird. Diese Einsicht kann dir helfen, mehr Verständnis für die Veränderungsprozesse anderer zu entwickeln und sie auf ihrem Weg zu unterstützen.


Um die Wechselwirkung zwischen Selbstkonzept, Verhalten und Kontext besser zu verstehen und zu nutzen, kannst du folgende Tipps beherzigen:


  • Setze dir klare (kleinere) Ziele: Ein klar definiertes Ziel kann dir helfen, dein Selbstkonzept zu verändern und Veränderungen zu initiieren. Frage dich dabei immer, was ein möglicher Schritt auf dem Weg zu deinem Ziel sein kann.
  • Reflektiere deine Kontexte: Beobachte, wie verschiedene Umstände dein Verhalten beeinflussen. Nutze diese Erkenntnisse, um dich an unterschiedliche Kontexte anzupassen und dein Verhalten entsprechend zu verändern.
  • Gestalte unterstützende Umgebungen: Schaffe eine Umgebung, die deine Ziele unterstützt und die gewünschten Veränderungen fördert. Die richtige Umgebung kann dir helfen, dein Selbstkonzept weiterzuentwickeln.


Es ist wichtig zu erkennen, dass unser Verhalten nicht nur eine Reflexion eines festen Selbstkonzepts ist, sondern auch stark vom Kontext beeinflusst wird. Wenn wir anerkennen, dass wir uns kontinuierlich verändern können, wenn wir es wollen, und dass unser Verhalten flexibel ist, können wir persönliches Wachstum besser fördern. Das Two-Loop-Modell hilft uns zu verstehen, wie Veränderung abläuft, und ein klar definiertes Ziel kann der Antrieb sein, den wir brauchen, um diesen Prozess zu beginnen.


Veränderung und Kontext sind wesentliche Bestandteile unseres Lebens. Wenn wir verstehen, dass unser Verhalten durch den Kontext beeinflusst wird und dass unser Selbstkonzept veränderbar ist, können wir uns selbst und andere mit mehr Verständnis begegnen. Nutze die Erkenntnisse aus diesem Artikel, um den Wandel in deinem Leben aktiv zu gestalten und dich an unterschiedliche Kontexte anzupassen.

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